Das Leben des Pfarrers und Bürgerrechtlers Rainer Eppelmann und das Leben des SED-Mitglieds und FDJ-Funktionärs Wolfgang Berghofer hätte sich in der DDR vor 1989 kaum stärker unterscheiden können. Im Podiumsgespräch sprechen beide am 20. November über ihr Leben in der DDR, ihre Erfahrungen und Entscheidungsmöglichkeiten sowie über ihren persönlichen Dialog, durch den sie sich nach der Friedlichen Revolution kennen und schätzen gelernt haben.

Dahinter steht die Frage, wie Versöhnung möglich sein kann zwischen denen, die sich in der DDR für Freiheit und Demokratie engagierten, und jenen, die das System vertraten und für dessen Bestand wirkten. Aktuell zeigt die Diskussion um einen möglichen Ministerpräsidenten aus der SED-Nachfolgepartei „Die Linke“ in Thüringen, wie schmerzlich diese Frage nicht nur für diejenigen ist, die in der Diktatur politisch verfolgt waren und deren Leben nachhaltig beeinträchtigt worden ist. Wie begegnen sich Menschen, die vor 1989 auf der gleichen Seite der Mauer lebten, deren Leben sich jedoch grundsätzlich unterschieden? Kann es vor diesem Hintergrund Versöhnung geben? Wie geht eine Gesellschaft 25 Jahre nach der Friedlichen Revolution mit individuellen und kollektiven Brüchen in Lebensläufen um?

Die biografischen Hintergründe der Gesprächspartner könnten unterschiedlicher kaum sein: Rainer Eppelmann wurde in Ost-Berlin als Oppositioneller gegen das SED-Regime über Jahre von der Stasi überwacht und als Staatsfeind verfolgt. Der Dresdner Oberbürgermeister Wolfgang Berghofer war langjähriges SED-Mitglied und hauptamtlicher FDJ-Funktionär gewesen, bevor er im Herbst erste Schritte auf die Opposition zuging und Gespräche mit der „Gruppe der 20“ führte. Diese hatte sich auf einer Großdemonstration gegen die SED-Diktatur gegründet und forderte weitreichende Reformen im Land. Das Gespräch zwischen Rainer Eppelmann und Wolfgang Berghofer wird moderiert von Ulrich Mählert (Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur).

Podiumsdiskussion »Lebt nicht mit der Lüge« – Zwei Leben in einem Land
Datum: Donnerstag, 20. November 2014
Uhrzeit: 18:00 Uhr
Ort: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur | Kronenstraße 5 | 10117 Berlin-Mitte
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.