Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 8. August 1875 in Halberstadt, Sohn eines Bahnbeamten; nach dem Besuch des Realgymnasiums bis 1893 Kupferschmied, später Rechtsanwaltsgehilfe. Die Wanderschaft führte ihn außer durch Deutschland nach Dänemark und Holland. Von 1895 bis 1897 leistete er seinen Militärdienst in Altona, übersiedelte 1902 nach Berlin und besuchte von 1909 bis 1912 die Arbeiterbildungsschule und die Humboldt-Hochschule. Seit 1900 Mitglied der SPD, war Müller auch Referent für die Partei. 1917 trat er zur USPD über und lebte illegal in Berlin, da er den Kriegsdienst verweigerte. 1920 ging er mit dem linken Flügel in die VKPD, war ab 1922 hauptamtlicher Sekretär der BL Berlin-Brandenburg für die Abteilung Land, ab 1923 Polsekretär für die KPD in Frankfurt/Oder. Im Mai 1924 zog Gustav Müller als Abgeordneter in den Reichstag ein, nach Auflösung des Reichstages und des Preußischen Landtages 1924 für beide Parlamente als Spitzenkandidat der KPD (für den Wahlkreis Frankfurt/Oder) aufgestellt und im Dezember 1924 in den Preußischen Landtag gewählt. Im Juni 1924 Delegierter des V. Kongresses der Komintern in Moskau, schloß sich nach dem »Offenen Brief« des EKKI 1925 aktiv der linken Opposition an. Er unterschrieb im Juni 1926 den oppositionellen »Brief der 700«. Daraufhin wurde Gustav Müller (zusammen mit 34 seiner Anhänger) am 18. Mai 1927 aus der KPD ausgeschlossen, er gehörte zu den Mitbegründern des Leninbundes. Die Reichstagung des Leninbundes im April 1928 wählte Gustav Müller (neben Hugo Urbahns und Guido Heym) in das Präsidium dieser Organisation. Bis 1933 war er für den Leninbund, aber auch den KPD-nahen Siedlerbund aktiv, dort stellvertretender Vorsitzender, Schriftleiter der Bundeszeitschrift und Leiter der zentralen Rechtsberatungsstelle. Im Sommer 1932 stellte Müller den Antrag auf Wiederaufnahme an die KPD Berlin-Brandenburg. Nach Rücksprache mit Hans Pfeiffer und ausdrücklicher Unterstützung Wilhelm Piecks wurde Gustav Müller wieder in die Partei aufgenommen. Nach 1933 wirkte er in einer Widerstandsgruppe »Zelle Küstrin« in Alt-Landsberg-Seeberg, die im April 1944 durch Verrat aufflog. Müller tauchte unter. Er lebte 1946 in Berlin-Kreuzberg und wurde als Opfer des Faschismus anerkannt. Gustav Müller starb am 5.Juni 1946 in Berlin.

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