Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Eisenberg; Eltern Inh. eines Handwerksbetriebs zur Herstellung histor. Tasteninstrumente; Vater 1943 – 45 am Widerstand der KPD beteiligt; Besuch der Oberschule, dort als FDJ-Sekr. 1952 / 53 Einsatz für verfolgte Christen; 1955 Abitur, anschl. Aufnahme eines Medizinstud. an der FSU Jena, hier auch FDJ-Funktionär; Herbst 1953 gem. mit Reinhard Spalke u. Johann Frömel Initiator einer konspirat. Widerstandsgr. von ca. 12 Jugendl., die sich an das illeg. Zellensystem im Widerstand gegen das NS-Regime anlehnte u. nachträgl. als »Eisenberger Kreis« bezeichnet wurde; A. gehörte zur kleinen Führungsgruppe, die allein die Größe der Gr. u. die einzelnen Mitglieder kannte; Forderungen der Gr.: freie Wahlen, Abzug der sowj. Besatzungstruppen, Freilassung polit. Gefangener, Pressefreiheit, Zulassung von Oppositionsparteien, Beendigung polit. Prozesse; Aktionsformen: Flugblätter u. Aufrufe, Anbringen von polit. Losungen an Häuserwänden oder Güterwaggons, Abreißen von Transparenten, ein Brandanschlag auf einen GST-Schießstand im Jan. 1956, »Umbenennung« eines Fahrgastschiffes von »Stalin« in »Bayern«; Anfang 1958 Aufdeckung der Gruppe nach Verrat eines Gruppenmitglieds, 13.2.1958 Verhaftung durch MfS (bis Apr. 1958 Verhaftung von 24 weiteren Personen, 5 konnten fliehen), 27.9.1958 Verurteilung zu 15 Jahren Zuchthaus wg. »Staatsverrats« durch das Bezirksgericht Gera, anschl. Haft im Zuchthaus Waldheim, von Nov. 1958 bis Aug. 1964 im Zuchthaus Brandenburg-Görden.
14.8.1964 nach Freikauf durch Bundesreg. Entlassung in die Bundesrep. Dtl.; Stud. der Polit. Wiss., Jura u. Gesch. in Tübingen, Bonn sowie Erlangen; anschl. u. a. Red. bei einer in der Schweiz hrsg. landeskundl. Ztschr. für Zeitgesch., Staat u. Gesell. sowie Mitarb. am Inst. für Gesell. u. Wiss. in Erlangen; 1968 – 82 SPD; 1975 – 91 wiss. Mitarb. im Gesamtdt. Inst. Bonn; 1991 – 2002 Mitarb. der Bundeszentrale für polit. Bildung; 1992 – 98 abgeordnet als wiss. Mitarb. in die Sekretariate der Enquete-Kommissionen des Dt. Bundestages »Geschichte u. Folgen der SED-Diktatur in Dtl.« (1992 – 94) u. »Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der dt. Einheit« (1995 – 98); 1998 Bundesverdienstkreuz, lebt bei Bonn.

Publ.
Universität zwischen Demokratie u. Diktatur. Ein Beitrag zur Nachkriegsgeschichte der Universität Rostock. Köln 1969; Die DDR. Bonn 1979 (mit G. Holzweißig); Staatssicherheit in Rostock. Zielgruppen, Methoden, Auflösung. Köln 1991 (Hg., mit H.-J. Memmler); Der Eisenberger Kreis, in: Vergangenheitsklärung an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Leipzig 1994; Die Gedanken sind frei. Widerstand an den Universitäten 1945 bis 1961. In: U. Poppe, R. Eckert, I.-S. Kowalczuk (Hrsg.): Zwischen Selbstbehauptung und Anpassung. Berlin 1995; Widerstand an DDR-Oberschulen 1945 – 1968. In: K.-D. Henke, P. Steinbach, J. Tuchel (Hrsg.): Opposition und Widerstand in der DDR. Köln, Weimar, Wien 1999; »Angeregt durch die Methode der Geschwister Scholl«. Ein Rückblick auf den Eisenberger Kreis aus dem Jahre 1965. In: Jahrbuch für historische Kommunismusforschung 2007.
Sek.-Lit.
Mühlen, P. v. z.: Der »Eisenberger Kreis«. Bonn 1995; Kowalczuk, I.-S.: T. A. In: Ders., Tom Sello (Hrsg.): Für ein freies Land mit freien Menschen. Opposition und Widerstand in Biographien und Fotos. Berlin 2006.
ISK