Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Rotthausen (b. Gelsenkirchen); Vater Gendarmeriewachtmstr., dann Schuldiener; 1899 – 1913 Volksschule, Präparandenanstalt, Ev. Lehrerseminar in Essen; 1913/14 Militärdienst, danach Volksschullehrer in Essen; 1914 – 19 Militärdienst, 1916 Ltn.; anschl. erneut Lehrer; 1919 KPD; während des Kapp-Putsches einer der militär. Ltr. der Roten Ruhrarmee; 1921 nach vier Mon. Gefängnis aus dem Schuldienst entlassen; 1921/22 Ztg.-Red.; 1922 – 26 Mitgl. der KPD-BL Ruhrgebiet bzw. Ober-BL West; 1924 militärpol. Lehrgang an der M-Schule der KI in Moskau; 1926 Mitarb. des ZK der KPD, verantw. für militärpol. Schulung; ab 1927 Mitarb. der KI in Moskau, 1927 – 30 Agent in der Mandschurei, 1930 – 32 in Prag; 1932 Mitgl. der KPdSU (B); 1932 – 36 Ltr. der militärpol. Schule in Babowka (b. Moskau); 1936 – 38 Teiln. am span. Bürgerkrieg, zunächst militärpol. Berater, ab Nov. 1936 Kdr. der XIII. Internat. Brigade, Brigade-Gen. (»General Gómez«), 1937 Kdr. der Basis der Interbrigaden in Albacete; 1938/39 Mitarb. des EKKI in Moskau, 1939 – 43 Chefred. der dt. Sekt. im Verlag für fremdsprachige Lit. in Moskau; 1943 – 46 Lehrer an Antifa-Schulen.
Febr. 1947 Rückkehr nach Dtl.; 1947/48 Chef der Landesbehörde der Polizei Sachsen-Anh. in Halle; 1948/49 Innenminister des Landes Sachsen; 1949/50 Ltr. der Verw. für Schulung der DVdI, dann HV Ausbildung des MdI; 1949 – 54 Abg. der (Prov.) Volkskammer; ab Febr. 1950 Min. für Staatssicherheit u. Mitgl. des PV/ZK sowie des PB des ZK der SED; 1953 KMO; Juli 1953 wegen »parteifeindl. fraktioneller Tätigkeit« mit  Rudolf Herrnstadt aus dem PB u. dem ZK der SED ausgeschlossen u. als Minister abgesetzt; Jan. 1954 Ausschluß aus der SED; bis zum Tode als Übersetzer tätig; verh. mit Elisabeth Z.; gest. in Berlin.
Am 25.4.1993 durch die PDS rehabilitiert.

Sek.-Lit.
Görldt, A.: Rudolf Herrnstadt u. W. Z. Frankfurt (Main) 2002; Müller-Enbergs, H.: W. Z. In: Krüger, D., Wagner, A. (Hrsg.): Konspiration als Beruf. Berlin 2003; Müller-Enbergs, H., Otto, W.: Wilhelm Zaisser: Spanienkämpfer – MfS-Chef – Unperson. Berlin 2010.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 20. Juni 1893 in Rotthausen bei Gelsenkirchen, Sohn eines Gendarmeriewachtmeisters. Von 1907 bis 1910 besuchte er die Evangelische Präparandenanstalt zu Essen, danach das Lehrerseminar. Zaisser war wie sein Vater deutsch-national, leistete 1913/14 seinen Militärdienst und begann ab 1. April 1914 als Volksschullehrer in Essen. Von 1914 bis 1918 Soldat im Weltkrieg, 1917 zum Leutnant befördert, er erhielt das EK II. Klasse. Es war wie ein »Blutrausch«, meinte er später: »Ich habe im Nahkampf manchen Menschen getötet, und es erfüllte mich mit Befriedigung.« Im November 1918 verweigerten kriegsmüde Soldaten den Befehl, gegen die Rote Armee zu kämpfen. Zaisser erinnerte sich, man habe »mit der russischen Armee verhandeln müssen. Dabei habe ich gute Organisation, insbesondere bei der Verwaltung, wahrgenommen und bemerkt, daß man von seiten der russischen roten Armee (...) viel rigoroser vorging als es vordem von seiten der Deutschen der Fall war. Dadurch bin ich veranlaßt worden, den Bolschewismus anders zu beurteilen, als ich es vordem getan habe.« Nach dem Weltkrieg blieb er freiwillig zur »Abwicklung der Geschäfte« in Bialystok, wo er den revolutionären Umbruch vor Ort erlebte. Ein Pamphlet hat ihn nach seiner Rückkehr beeinflußt: Paul Eltzbachers »Der Bolschewismus und die deutsche Zukunft«. Der deutsch-nationale Bismarck-Anhänger schrieb, lediglich ein radikaler Bolschewismus und ein Bündnis mit Rußland, wie 1813, könne das Vaterland retten. Diese national-bolschewistischen Ideen beeindruckten Zaisser, für ihn war »der Bolschewismus die einzige Rettung«, und er befaßte sich mit linker Literatur.
Seit April 1919 wieder Volksschullehrer in Essen, sympathisierte er mit der USPD. Im September 1919 Mitglied der KPD, wurde er im März 1920 einer der militärischen Führer der Roten Ruhrarmee, gehörte zur militärischen Zentralleitung in Essen (gemeinsam mit Viktor Stern). Deshalb im Januar 1921 festgenommen, stand mit Ernst Lohagen, Alfred Schroer u. a. im März 1921 in Kassel vor dem Sondergericht der Reichswehr, wurde zu vier Monaten Gefängnis verurteilt und aus dem Schuldienst entlassen. Zaisser begann 1921 als Redakteur des »Ruhr-Echos«, dann der Barmer Lokalausgabe der »Bergischen Volksstimme«. Ab April 1922 Mitglied der BL Essen und der Reichsleitung der Union der Hand- und Kopfarbeiter. 1922 heiratete er Else Knipp ( Else Zaisser). Er war ab Juli 1923 in der KPD-BL Ruhrgebiet und bis April 1926 in der Ober-BL West. Während des »deutschen Oktobers« auch M-Leiter für das Ruhrgebiet.
Vom 1. März bis 15. Juni 1924 Kursant an einer Spezialschule der Komintern in Moskau, danach bis November 1925 M-Leiter für den KPD-Bezirk Ober-West (Rheinland und Westfalen). Anschließend wirkte er im Auftrag des Generalstabs der Roten Armee in Syrien, vermutlich als militärischer Berater beim Aufstand der Drusen gegen die französische Kolonialmacht sowie kurzzeitig als Berater des Präsidenten Abd-el-Krim, des Führers der Berberstämme beim Aufstand der Rifkabylen in Marokko. Zurück in Deutschland kam er in die Reichsleitung des AM-Apparates der KPD. Zaisser ging im Auftrag der Komintern und als Mitarbeiter des militärischen Nachrichtendienstes der Roten Armee von 1927 bis Anfang 1930 nach China, wo er neben Heinz Neumann u. a. Mitorganisator des Kantoner Aufstands war. Danach Orginstrukteur des EKKI in der CSR. 1932 als Mitglied in die KPdSU(B) übernommen, arbeitete Zaisser bis August 1936 unter dem Parteinamen Werner Reißner als Lehrer an der M-Schule der Komintern in Bakowka bei Moskau und an der Internationalen Leninschule. Anfang September 1936 reiste er nach Spanien, dort zunächst Berater für das 5. Regiment der spanischen Volksarmee. Im November 1936 zum Brigadegeneral befördert und berühmt als »General Gomez«, er übernahm das Kommando der XIII. Internationalen Brigade und war später verantwortlich für die Ausbildung aller Internationalen Brigadisten in Albacete.
Nach der Demobilisierung im Sommer 1938 Rückkehr in die Sowjetunion, dort Chefredakteur der deutschen Sektion im Verlag für fremdsprachige Literatur. Im Auftrag der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee von 1943 bis 1946 Lehrer an Antifa-Schulen und Chef des deutschen Sektors für antifaschistische Schulung der Kriegsgefangenen. Als Leiter der Kaderabteilung des »Bundes Deutscher Offiziere« war er für die Sowjets so wichtig, daß sie ihn erst am 31.Dezember 1942 freigaben; er kehrte am 4.Februar 1946 nach Deutschland zurück. Zaisser wurde Mitglied der SED und löste Ende März 1947 Georg König als Chef der Landespolizeibehörde Sachsen-Anhalt ab. Im September 1948 folgte er Kurt Fischer als Innenminister und Vizeministerpräsident des Landes Sachsen. Im Juni 1949 Vizepräsident der Deutschen Verwaltung des Innern und Chef der Bereitschaftspolizei.
Seit 1950 Mitglied des ZK der SED und des Politbüros, wurde er im Februar 1950 zum ersten DDR-Minister für Staatssicherheit berufen und erhielt noch anläßlich seines 60.Geburtstages am 20. Juni 1953 den Karl-Marx-Orden. Einen Monat später, am 26. Juli 1953, wurde er gemeinsam mit Rudolf Herrnstadt wegen »parteifeindlicher fraktioneller Tätigkeit« aus dem Politbüro und dem ZK der SED ausgestoßen und als Minister entlassen. Im Januar 1954 zum »Feind der Partei« erklärt und aus der SED ausgeschlossen. Mitarbeiter des Dietz Verlages und des IML sowie als Übersetzer tätig. Wilhelm Zaisser starb am 3. März 1958. Außer der Todesanzeige der Familie in der »Berliner Zeitung« veröffentlichte »Neues Deutschland« eine kleine Anzeige des IML: »In der Nacht vom 2.zum 3. März 1958 verstarb unser Mitarbeiter Wilhelm Zaisser im Alter von 63 Jahren. Ehre seinem Andenken! Dietz Verlag, Institut für Marxismus-Leninismus.« In der DDR war Zaisser fortan »Unperson«. Von Helmut Müller-Enbergs und Wilfriede Otto erscheint 2008 eine Biographie über Wilhelm Zaisser.

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Redaktionsschluss: Mai 2008. Eine kontinuierliche Aktualisierung der Biographien kann von den Herausgebern nicht gewährleistet werden. Soweit bekannt, werden Sterbedaten in regelmäßigen Abständen nachgetragen. Änderungs- und Korrekturwünsche werden von den Herausgebern des Handbuches geprüft und ggfl. eingearbeitet (Mail an herbst@gdw-berlin.de).

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