Bundesstiftung Aufarbeitung erinnert an die Enteignungswelle an der Ostsee im Frühjahr 1953

60 Jahre nach dem Beginn der sogenannten „Aktion Rose“ bringt die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur den Dokumentarfilm „Dann standen wir vor dem Nichts. Enteignungswelle an der Ostsee“ erstmals als DVD heraus. Der Film von Reinhard Joksch war 2001 gemeinsam von der Vidicon GmbH und dem Norddeutschen Rundfunk mit Förderung der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erschienen.

Unter dem Decknamen „Aktion Rose“ begann am 10. Februar 1953 eine beispiellose Enteignungswelle des SED-Regimes: Mit dem Ziel der Verstaatlichung wurden nahezu 700 Hotels, Pensionen, Gaststätten und kleine Betriebe an der Ostseeküste der DDR auf sogenannte „Wirtschaftsverbrechen“ überprüft. Der DDR-Generalstaatsanwalt präsentierte am 2. Mai 1953 das Ergebnis dieser Aktion: mehr als 440 beschlagnahmte Objekte mit einem Wert von über 30 Millionen Mark sowie eingezogenes Bargeld, Schmuck und Wertsachen im Gegenwert von insgesamt 2,3 Millionen Mark. Die als „verbrecherisch“ bezeichneten Eigentümer oder Pächter und ihre Familien wurden vertrieben oder wegen angeblicher Wirtschaftsverbrechen als „Schieber und Spekulanten“ kriminalisiert. Bagatellen wie der Verkauf von Zigaretten oder der Besitz von Kaffee aus Westdeutschland reichten hierzu aus. Eigens eingerichtete Sonderstrafkammern verurteilten alteingesessene Hoteliers und Pensionswirte zu oftmals hohen Haftstrafen. Wer der Aktion noch entkommen konnte, floh in den Westen. Hinter dem Vorwurf des Verstoßes gegen Wirtschaftsgesetze der DDR verbarg sich der eigentliche Grund der „Aktion Rose“: Es ging der SED-Führung einzig um die Enteignung der privaten Ferienunterkünfte an der Ostsee.

Der Film lässt die Opfer dieser Unrechtsaktion zu Wort kommen und veranschaulicht die staatliche Willkür anhand einzelner Schicksale. Die Dokumentation „Dann standen wir vor dem Nichts“ ist bereits 2003 auf VHS erschienen. Die Neuausgabe als DVD enthält erstmals umfangreiches didaktisches Begleitmaterial für den Einsatz in Schulen und außerschulischen Bildungseinrichtungen.

Dann standen wir vor dem Nichts. Enteignungswelle an der Ostsee

Herausgegeben von der Bundesstiftung Aufarbeitung 2013. Ein Film von Reinhard Joksch, produziert von der Vidicon GmbH und dem Norddeutschen Rundfunk, gefördert mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2001.
Das pädagogische Begleitmaterial wurde entwickelt von paedigi – pädagogik digital.

Die DVD kann für eine Schutzgebühr von 5,00 EUR im Online-Publikationsshop der Bundesstiftung Aufarbeitung bestellt werden.