Die Öffnung der DDR-Archive und die Sicherung ihrer Bestände im Gefolge der friedlichen Revolution von 1989/90 waren die wesentlichen Voraussetzungen für die bisherige Aufarbeitung der SED-Diktatur. Darauf verwiesen Historiker und Archivare, die auf Einladung des Bundesarchivs und der Stiftung Aufarbeitung in Berlin eine Bilanz von 15 Jahren Aktenöffnung gezogen haben. Dabei wurden ostdeutsche Archivare und Bürgerrechtler gleichermaßen dafür gewürdigt, dass sie in der Zeit des Umbruchs die papierne Hinterlassenschaft der SED-Diktatur gesichert hätten.

Mit Blick auf die gegenwärtige Debatte über die Zukunft der Stasi-Akten erinnerte Rainer Eppelmann, MdB, daran, dass Anfang der Neunzigerjahre "die Sicherung der ostdeutschen Archivbestände und deren möglichst uneingeschränkte Zugänglichkeit" Priorität gehabt habe. "Aus meiner Sicht gelten diese Prämissen bei allen gegenwärtigen und künftigen Debatten unvermindert fort", so der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Aufarbeitung. Professor Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs, brachte seine Erwartung zum Ausdruck, dass der Bundestag diese Unterlagen in letzter Konsequenz seinem Haus überantworten werde, damit sie im Kontext der übrigen DDR-Überlieferung zugänglich gemacht werden können.

Die Londoner Historikerin Mary Fulbrook wies im Zusammenhang mit Überlegungen zu einem Informationsfreiheitsgesetz nach angelsächsischem Vorbild auf Gefahren für die zukünftige Forschung hin. Sie warf die Frage auf, inwiefern ein solches Gesetz, das dem Bürger umfangreiche Akteneinsichtsrechte gewähren soll, dazu führen könne, dass sich die Aktenproduzenten größere Zurückhaltung bei der Niederschrift von Entscheidungsfindungsprozessen auferlegen werden.

In der lebhaften und kontroversen Diskussion wurde insgesamt eine positive Bilanz gezogen. Der Zugang zum Archivgut der DDR ist - abgesehen von Ausnahmen - gewährleistet und inzwischen auch über online verfügbare Findmittel leicht zu realisieren. Dem gegenüber steht jedoch weiter die Schieflage des Quellenzugangs, da vergleichbare Akten der Bundesrepublik nicht ohne weiteres eingesehen werden können.

Offene Akten. 15 Jahre Auseinandersetzung mit den DDR-Archiven - Eine Veranstaltung des Bundesarchivs und der Stiftung Aufarbeitung

Ort: Landesvertretung Baden-Württemberg
Datum: 17.03.2005

Grußworte
  • Rainer Eppelmann, Vorstandsvors. Stiftung Aufarbeitung
  • Prof. Dr. Hartmut Weber, Präsident des Bundesarchivs[/list][/list bullet]
Podium
  • Prof. Dr. Mary Fulbrook, University College London
  • Dr. Klaus Oldenhage, Vizepräsident des Bundesarchivs
  • Birgit Salamon, Leiterin Abteilung Archiv der BStU
  • Prof. Dr. Dr. h.c. Hermann Weber, Uni Mannheim
  • Dr. Stefan Wolle, FU Berlin[/list][/list bullet]

Moderation: Dr. Ulrich Mählert, Stiftung Aufarbeitung

Nähere Auskünfte erteilen Dr. Sebastian Barteleit vom Bundesarchiv, Tel. 01888/7770-281, und Dr. Matthias Buchholz von der Stiftung Aufarbeitung, Tel. 030/2324-7219.

Berlin, 18. März 2005