Auf einer gemeinsamen Veranstaltung der Stiftung Aufarbeitung und des Steidl-Verlags wird Erich Loest am 1. September 2005 erstmals aus seinem neuem Roman "Sommergewitter" lesen. Loest, der als bedeutender Chronist des 20. Jahrhunderts gilt, widmet sich in seinem Buch dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Kunstvoll verknüpft er die Lebensgeschichten zahlreicher Protagonisten, die sich an jenem Tag kreuzen und ihre weitere Bestimmung finden. Das Schicksal ganz normaler Menschen entscheidet sich innerhalb von Stunden, eine unbedachte Äußerung, eine leichtsinnige Unterschrift, ein übermütiger Auftritt führen zu Repression oder Flucht, hingegen eröffnet Linientreue gerade an diesem Tag die Aussicht auf eine glanzvolle Karriere. Der Roman ist bevölkert von Mutigen und Mitläufern, von Nachdenklichen und Nachbetern. So gelingt es Loest auf eindringliche Weise, die Atmosphäre einer aufreibenden Zeit einzufangen. Auch für den 1926 im sächsischen Mittweida geborenen Autor war der 17. Juni 1953 ein einschneidendes Erlebnis. Seine daraus folgende Kritik an der SED-Führung machte ihn zum politisch missliebigen Schriftsteller, 1957 wurde er zu einer siebeneinhalbjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Anfang der 1980er Jahre verließ er die DDR; seit 1990 lebt er wieder in Leipzig. Im Anschluss an die Lesung gibt Loest Auskunft über den Roman und seine persönlichen Erfahrungen mit dem historischen Ereignis; Joachim Gauck, Vorsitzender des Vereins "Gegen Vergessen - Für Demokratie e.V.", wird in den Abend einführen und das Buch vorstellen.

Die Buchpremiere findet am 1. September 2005, 19:00 Uhr, in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund, Luisenstr. 18, statt. Der Eintritt ist frei. Ihr Ansprechpartner in der Stiftung Aufarbeitung: Dr. Jens Schöne, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. 030 - 2324 7225.

Berlin, 29. August 2005