Im Juni 1965 erschien die Rolling Stones-Single "Satisfaction". In der DDR dienten die Stones bis in die 70er Jahre als kulturpolitisches Feindbild. Die SED-Propaganda diffamierte Jagger, Richards & Co. als Inkarnation "westlicher Dekadenz" und des "faulenden Imperialismus". Die Kampagne gegen die Stones erreichte 1965 nach den Ausschreitungen auf dem Waldbühnen-Konzert in West-Berlin ihren Höhepunkt. 1969 sorgte das Gerücht für Aufregung, die Band würde am 07. Oktober an der Berliner Mauer ein Live-Konzert geben. Hunderte Jugendliche aus der ganzen DDR reisten an, um am erhofften Schauspiel teil zu haben. Es kam zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Rockfans, 383 Personen wurden verhaftet, weitere 621 erkennungsdienstlich erfasst. Vierzig Jahre später, am 07. Juni 2005, widmet sich eine Veranstaltung der Stiftung Aufarbeitung und der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen in Jena diesen Ereignissen. Im Mittelpunkt steht ein Podiumsgespräch, in dem die Musiker Andre Herzberg, Klaus Renft und Olaf Leitner unter der Moderation von Michael Rauhut das Auf und Ab der DDR-Kulturpolitik am Beispiel der Rolling Stones erörtern. Die Rockfans hat das nur am Rande tangiert: Für sie waren die Stones seit "Satisfaction" unantastbarer Kult.

Die Veranstaltung findet am 07. Juni 2005, 20:00 Uhr, im Jenaer Cafe Wagner, Wagnergasse 26, statt. Der Eintritt ist frei. Nähere Auskünfte erteilen Peter Reif-Spirek von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen, Tel. 0361/3792 711, und Dr. Jens Schöne, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stiftung Aufarbeitung, Tel. 030/2324 7225.
Ab August 2005 kann in der Geschäftsstelle der Stiftung Aufarbeitung ein Dokumentarfilm mit dem Titel "Für Mick Jagger in den Knast" erworben werden. Er beleuchtet Hintergründe und Folgen des vermeintlichen Stones-Konzerts am 07. Oktober 1969.

Berlin, 01. Juni 2005