Illustration der Wende
#06 Wende

Wer sich heute mit der Zeit von 1989/90 beschäftigt, wird vor allem mit dem Wort „Wende“ konfrontiert. Der Begriff hat sich im allgemeinen Sprachgebrauch durchgesetzt. Doch was nur Wenige wissen: Das Wort Wende in Bezug auf die DDR wurde von Egon Krenz, dem Nachfolger von Erich Honecker als SED-Partei-Chef, geprägt. Er nutze es in seiner Antrittsrede im Oktober 1989, um eine Neuausrichtung der Politik in der DDR nach den Vorstellungen der SED-Führung auszurufen. Nicht nur wegen der Zuschreibung zu Krenz ist das Wort Wende umstritten. Es beschreibt zudem den radikalen Umbruch von 1989 nur unzureichend. Eine Wende im politischen Sinne kommt von „oben“, während eine Revolution „von unten“ gemacht wird und das Ziel hat, die Machthaber zu stürzen. Bürgerrechtler aus jener Zeit sowie Vertreter der heutigen Aufarbeitungslandschaft favorisieren daher die Bezeichnung „Friedliche Revolution“. Diese rückt die massenhaften Proteste und demokratischen Kämpfe der Bevölkerung beim Sturz des SED-Regimes in den Mittelpunkt. Befürworter des Wende-Begriffs argumentieren hingegen, dass dieser offener sei und die unterschiedlichen biografischen Erfahrungen der gesamten Bevölkerung besser widerspiegele.