Kurzbeschreibung
Interessierte sich in den 1950er Jahren nur eine Minderheit der Jugendlichen in Ost und West für den amerikanischen Rock 'n' Roll, wurde in den sechziger Jahren die Beatmusik in allen gesellschaftlichen Schichten populär. Bands wie die Rolling Stones sorgten für grenzenlose Begeisterung. Tausende Gitarrenbands gründeten sich in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR, in denen Jugendliche die englischen Hits und eigene Lieder spielten. Die SED-Führung sah diese Musik allerdings kritisch. Sie wurde als "Waffe" des Gegners betrachtet, die Rowdytum und amerikanische Lebensweise unter DDR-Jugendlichen verbreite. Schon im Jahre 1950 hatte die SED-Führung das Abspielen "anglo-amerikanischer Tanzmusik" verboten. Dennoch kam der SED-Staat nicht an den Stimmungen der Jugendlichen vorbei und versuchte zeitweise eine eigene Beatkultur zu etablieren. Die Rolling Stones und die Beatmusik wurden trotzdem weiterhin als negativer westlicher Einfluss gewertet - und wer sie lebte und liebte - was sich auch in den langen Haaren der Jugendlichen sichtbar ausdrückte - der bekam Ärger in der Schule und wurde nicht in Jugendclubs hineingelassen. Als es 1965 bei einem Konzert in der West-Berliner Waldbühne zu Ausschreitungen kam, verbot das 11. Plenum des ZK der SED die Beatmusik in der DDR. Der SED-Staat hatte Angst, die Jugendlichen nicht unter Kontrolle zu bekommen. Das kulturelle Aufbegehren der Jugendlichen wurde als westlich gesteuerter Versuch gewertet, die Machtstrukturen der DDR zu unterlaufen. Gegen das Verbot kam es zu Demonstrationen in der DDR - den größten seit dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953. Jugendliche wurden festgenommen und zu Zwangsarbeit verurteilt. Gegen die RIAS-Sendungen mit Beatmusik, die teilweise extra für den Osten produziert worden waren, wurden Störsender installiert. Trotz Kriminalisierung der Musik durch die SED-Führung gelang es ihr nicht, die Liebe der Jugend zur Rockmusik zu ersticken. Sichtbar wurde dies auch durch eine Aktion im Umfeld des 20. Jahrestages der DDR-Gründung.
In dem Dokumentarfilm wird erzählt, wie ein Moderator des West-Berliner Radiosender RIAS die Nachricht brachte, am 20. Geburtstag der DDR - dem 7. Oktober 1969 - würden die Rolling Stones um 20 Uhr auf dem Dach des Axel-Springer-Hauses unmittelbar an der Grenze zu Ost-Berlin ein Konzert geben. Viele Jugendliche aus der DDR hatten von da an – trotz der unmittlbar vom RIAS unmittelbar augestrahlten Dementis - nur noch ein Ziel - an diesem Tag dorthin zu gelangen, um diese Musik live zu hören. Das Ministerium für Staatssicherheit versuchte alles, um Informationen zu dem angeblichen Konzert am Republikgeburtstag herauszufinden. Am Tag des vermeintlichen Konzerts selbst kam es zu einem harten Polizeieinsatz als sich einige Tausend Jugendliche in Erwartung des Konzertes in der Nähe des Springer-Hauses versammelten - vergeblich, denn die Ankündigung war nur ein Gerücht.
Der Film auf der DVD erzählt diese Geschichte um das angebliche Konzert am 7. Oktober 1969 in Berlin und dokumentiert die Geschichte der Beatmusik und ihrer Konflikte. Dazu wurden eine Reihe von Zeitzeugen interviewt, die in dem Film zu Wort kommen. Ihre Schicksale als jugendliche Beatmusik-Fans, die dadurch in der DDR unter alltäglichen Repressionen bis hin zu Haftstrafen nach konstruierten Anklagen leiden mussten, bilden den roten Faden der Erzählung in dem Film.
Didaktische Aufbereitung
Das von paedigi (Pädagogik digital) erstellte didaktische Begleitmaterial enthält Unterrichtsmodule für die Sekundarstufe I und II. Die Unterrichtseinheiten sind für unterschiedliche Längen gestaltet und ermöglichen ein Zusammenspiel von Filmausschnitten mit konkreten Aufgabenstellungen in der Unterrichtsdiskussion. Die Module sind zudem fächerübergreifend konzipiert. Zu den Hauptthemen, die anhand des Filmes dokumentiert werden sollen, gehört die Jugendkultur und die Jugendopposition in der DDR, das Verhältnis der Generationen, das Ministerium für Staatssicherheit, Propaganda in der DDR sowie die Funktion der Medien. Für die Sekundarstufe II kommen die Themen Teilung Berlins und Regierungsformen hinzu. Zu jedem Unterrichtsmodul werden Fragen und Aufgabenstellungen formuliert. Mehr als die Hälfte der Module wird durch im Unterricht anwendbare Arbeitsblätter ergänzt.