Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 29. November 1891 in Stettin, Sohn eines Malermeisters; Mittelschule, Glaserlehre. 1909 Mitglied der Gewerkschaft, 1912 der SPD. Im Oktober 1914 Soldat, an antimilitaristischen Aktivitäten beteiligt, arbeitete nach einem Lazarettaufenthalt im Januar 1916 in den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken in Berlin, Mitglied der USPD und der Revolutionären Obleute. Während der Januarkämpfe 1919 Kommandant der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken, dann Flucht ins Rheinland. Im Mai 1919 nach Berlin zurückgekehrt, wurde Dittbender bis Juni inhaftiert. Ab August 1919 Mitglied der Feststellungskommission des Lebensmittelverbandes bzw. der Reichsgetreidestelle. 1920 Mitglied der KPD. 1922/23 Bohrer, 1924 Kassenbote. Ab Juli 1925 Mitarbeiter der juristischen Zentralstelle der KPD-Fraktion im Preußischen Landtag und Mitglied der Berliner Stadtverordnetenversammlung. Ende 1926 Mitarbeiter im AM-Apparat (Zersetzung), im Juni 1927 wurde Dittbender Sekretär des ZV der RHD. 1929 kurze Zeit Reichsleiter der Roten Hilfe und Vertreter im MEB der IRH. Ab Februar 1933 illegale Arbeit, am 10. August verhaftet, in das KZ Columbiahaus gebracht und schwer gefoltert. Anschließend Häftling in den KZs Sonnenburg und Esterwegen. Als Zeuge im Reichstagsbrandprozeß vernommen, erregte Dittbenders mutige Haltung vor Gericht Aufsehen und wurde von Dimitroff als beispielhaft gewürdigt. Mitte April 1934 freigelassen, emigrierte er im Mai über Prag und Warschau in die Sowjetunion. Dort Referent der Abteilung Politemigranten beim ZK der MOPR, ab 1935 Leiter dieser Abteilung. Im Juli 1935 wurde er sowjetischer Staatsbürger und noch im August des Jahres als »absolut vertrauenswürdiger, der Sache des Kommunismus und der proletarischen Revolution treu ergebener Genosse« bezeichnet. 1936/37 als Leiter einer »Überführungskommission« an Überprüfungen und Registrierungen von KPD-Kadern, d. h. an Parteisäuberungen beteiligt. Dann geriet Dittbender selbst in die Stalinschen Säuberungen, er wurde im März 1938 verhaftet. Schon 1937 hatte er Paul Dietrich gegenüber geäußert: »Wir beide wissen zu viel. Erst werde ich verhaftet, dann führst du meine Arbeit weiter, dann wirst du verhaftet.« Nach langer Folterung legte Dittbender ein »Geständnis« ab und belastete bei einer Gegenüberstellung auch Willi Kerff, den wollte er persönlich für eine trotzkistische Organisation geworben haben. Walter Dittbender wurde am 2. Mai 1939 als »Mitglied einer antisowjetisch-trotzkistischen Terrororganisation« und als »Spion« zum Tode verurteilt und erschossen.
Seine zweite Frau Gertrud Dittbender, geborene Panse (* 8. 5. 1897 – † 7. 6. 1973), mit der er seit August 1928 verheiratet war, hatte nach seiner Verhaftung Repressalien zu erleiden. Sie stellte daraufhin bei der deutschen Botschaft in Moskau einen Antrag auf Ausreise nach Deutschland und wurde deswegen am 26. Juni 1940 aus der KPD ausgeschlossen. Ihr gelang es, 1940 nach Deutschland auszureisen, sie lebte in Görlitz. Dittbenders Sohn Kurt (* 20. 7. 1920), ebenfalls in sowjetischer Emigration, kehrte 1945 nach Deutschland zurück und soll Polizeichef von Oranienbaum/Sachsen-Anhalt geworden sein. Dann wurde Kurt Dittbender vom NKWD verhaftet und kam am 5. August 1947 im sowjetischen »Speziallager« Buchenwald ums Leben.

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