Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Chemnitz; Vater Werkzeugmacher; 1920 – 28 kath. Schule, dann Humboldtschule in Chemnitz; 1928 – 32 Ausbildung zum Schriftsetzer; 1932 KPD; 1933 Pol.-Ltr. des KJVD im Erzgeb.; 1933 – 35 Haft in Bautzen u. KZ Sachsenburg (Frankenberg); während der Haft Ausbürgerung; Aug. 1935 Entlassung u. Ausweisung als Staatenloser in die ČSR; 1935/36 Exil in Prag; Mitgl. im KJV der ČSR; Gelegenheitsarbeiten, später Arbeit als Typograph u. Grafiker in Prag: enge Kontakte mit Hugo Gräf u.  Wilhelm Koenen; Frühjahr 1936 illeg. Reise nach Königsberg (Ostpr.); Nov. 1936 als »Johann Krause« aus Prag über Frankreich nach Spanien; 1936 – 39 Freiw. im span. Bürgerkrieg, XI. Intern. Brigade, Thälmann-Btl., dreimal verwundet; zul. Major u. Bat.-Kdr. der span. Volksarmee; Teiln. am zweiten Einsatz (Jan./Feb. 1939); 1939 – 41 Internierung in Frankreich in den Lagern St. Cyprien, Gurs, Le Vernet u. dem Auswanderungslager Les Milles; Flucht (mit  Paul Merker,  Georg Stibi u. Otto Börner) aus dem Lager Les Milles nach Marseille; Dez. 1941 Ausreise nach Mexiko (zus. mit seiner späteren Frau Charlotte Scholz); 1941 – 47 Exil in Mexiko; ab 1942 Berichterstatter für den KPD-Pressedienst »Alemania Libre – Boletín Semanal de Información Antinazi«; Mitbegr. der BFD, Mitgl. im Ausschuß der BFD Mexiko u. im Heinrich-Heine-Klub, ab Juni 1944 dessen Vorst.-Mitgl.; Ltr. des im Mai 1942 gegr. Verlags El Libro Libre; zul. auch Pol.-Ltr. der KPD-Exil-Gruppe; Juni 1946 Mitbegr. des Komitees für Mexikan.-Dt. Kulturaustausch.
Apr. 1947 Rückkehr nach Dtl.; persönl. Mitarb. Paul Merkers beim PV der SED; Juni 1948 – 50 Vorstandsvors. der AG DEFA (Nachf. von  Rudolf Engel); 1950 – 52 Stellv. Ltr., 1952 – 54 de facto, 1954 – 56 de jure Ltr. des Aufbau-Verlags Berlin (Nachf. von  Erich Wendt); 6.12.1956 Verhaftung, Dez. 1956 – Aug. 1957 in der zentralen U-Haftanstalt des MfS in Berlin-Hohenschönhausen; 26.7.1957 Verurteilung zu fünf Jahren Zuchthaus wegen »Bildung einer konterrev. Gruppe« um den Verlag u. die hauseigene Ztg. »Sonntag«, Aberkennung des VdN-Status (beim Prozeß waren als Zuschauer anwesend  Anna Seghers,  Bodo Uhse,  Ludwig Renn u. a.); 1957 – 60 Zuchthaus Bautzen, zeitw. verschärfte Einzelhaft, schwere Erkrankung; durch anhaltende internat. Proteste, u. a. von Halldor Laxness, Lion Feuchtwanger, Leonhard Frank u. der Familie Thomas Manns, entlassen; 1960 – 62 arbeitslos; 1962 – 72 Dramaturg bei der DEFA; danach Rentner; 1972 Wiederanerkennung als Verfolgter des Naziregimes, Wiederaufnahme in die SED; trotz Wiederherstellung der Parteimitgliedschaft u. der Verleihung des VVO am 1.5.1989 unversöhnl. Gegner der SED-Führung; im Okt. 1989 führte die Veröff. eines Auszugs aus seinen Memoiren u. vor allem die medienwirksame Lesung im Dt. Theater Berlin zu einer Welle der Empörung gegen die SED; 5.1.1990 Aufhebung des Urteils von 1957; 1990 zunächst Mitgl. des Rats der Alten beim PV der PDS, dann Austritt aus der PDS; gest. in Kleinmachnow.

Publ.
Schwierigkeiten mit der Wahrheit. Reinbek 1989; Spuren eines Lebens. Berlin 1991; »... bis zur Verhaftung«. Berlin, Weimar 1993; Die Unterwerfung. Eine Kriminalgeschichte aus der Nachkriegszeit. München 1994.
Sek.-Lit.
Hoeft, B. (Hrsg.): Der Prozeß gegen W. J. u. a. Eine Dokumentation. Berlin 1990; Eichhorn, A., Reinhardt., A. (Hrsg.): Nach langem Schweigen endlich sprechen. Briefe an W. J. Berlin, Weimar 1990; Marschall, J.: Aufrechter Gang im DDR-Soz. W. J. u. der Aufbau-Verlag. München 1994; Wurm, C.: Jeden Tag ein Buch. 50 Jahre Aufbau-Verlag. Berlin 1995; Ders.: Der frühe Aufbau-Verlag 1945 – 1961: Konzepte u. Kontroversen. Wiesbaden 1996; Sieber, S.: W. J. u. Wolfgang Harich. Zwei DDR-Intellektuelle im Konflikt mit der Macht. Berlin 2008.