Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 1. April 1900 in Lützendorf/Krs. Querfurt, jüngstes von elf Kindern einer Eisenbahnerfamilie. Tischlerlehre, dann Metallarbeiter (Rohrleger) in Berlin. 1918 Soldat, Anschluß an den Spartakusbund, Mitglied der KPD. Hippe war an den Kämpfen in Berlin im Januar und März 1919 beteiligt und flüchtete anschließend nach Mitteldeutschland. 1924 Rückkehr nach Berlin, im Oktober 1926 wegen »Widerstandes gegen die Staatsgewalt« zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. In der linken Opposition der KPD aktiv, wurde Hippe 1928 aus der KPD ausgeschlossen und 1927 Mitbegründer des Leninbundes. Mit der trotzkistischen Minderheit ging er 1930 zur LO und wurde 1931 als Mitglied der Reichsleitung führender Funktionär der deutschen Trotzkisten. Als Roman Well und Adolf Senin Anfang 1933 versuchten, durch eine gefälschte Ausgabe der »Permanenten Revolution« den Zusammenbruch des deutschen Trotzkismus vorzutäuschen, wurde Hippe (gemeinsam mit Erwin Ackerknecht) ins Internationale Sekretariat der Trotzkisten gewählt. Während der ständigen inneren Auseinandersetzungen, auch Spaltungen der Trotzkisten, blieb er treuer Anhänger Trotzkis. Er baute in Berlin nach 1933 eine Widerstandsgruppe auf. Anfang Januar 1934 verhaftet, fand im November der Prozeß gegen Hippe und weitere zehn Angeklagte statt, darunter Alexander Müller, Walter Haas und andere Trotzkisten, sowie Walter Czolleck, der als Sympathisant noch KPD-Mitglied war und nach der Haft als »Halbjude« ins KZ verschleppt wurde. Hippe erhielt zwei Jahre Zuchthaus. Nach seiner Freilassung trat er wieder in Verbindung zur Reichsleitung der Trotzkisten, deren konspirative Tätigkeit in Fünfergruppen fortgesetzt wurde. Nach der Ermordung Leo Trotzkis durch einen Stalin-Agenten 1940 organisierte er eine Trauerfeier für den toten Revolutionär. Hippes Frau Gertrud, geborene Mankowski (* 4. 11. 1901), war an der illegalen Arbeit beteiligt. Bereits im Sommer 1945 gründete Hippe eine »Arbeitsgemeinschaft Neues Beginnen« in Berlin, baute 1946/47 in Halle, Merseburg und Weißenfels trotzkistische Gruppen auf und gab antistalinistische hektographierte Flugschriften, u. a. »Der Marxist«, heraus. Daraufhin wurde er im September 1948 vom NKWD verhaftet und 1949 von einem sowjetischen Militärtribunal zu zweimal 25 Jahren Arbeitslager verurteilt. Er mußte acht Jahre, u. a. in Bautzen, in Haft verbringen (wie auch sein Freund Walter Haas). Im Juli 1956 wurde er nach West-Berlin entlassen, blieb Trotzkist, war von 1956 bis 1968 Mitglied der SPD und hielt Kontakt zur IV. Internationale. 1979 erschienen seine Erinnerungen: »...und unsere Fahn’ ist rot.« Oskar Hippe starb am 13. März 1990 in West-Berlin.

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