Jessica Bock
Jessica Bock

Sie haben 2020 promoviert: Wie ging es danach für Sie weiter?

Ich hatte das große Glück bereits beim Digitalen Deutschen Frauenarchiv (DDF) als wissenschaftliche Mitarbeiterin angestellt zu sein.  Somit ergab sich quasi ein nahtloser Übergang von der Promotion in die Berufstätigkeit. Im DDF habe ich weiterhin die Möglichkeit mich mit der jüngeren ost- wie westdeutschen Frauenbewegung im Kontext der deutschen Zeitgeschichte zu befassen, spezielle Themendossiers zu entwickeln und Projekte zu begleiten.

Hat Ihnen die Promotion auf Ihrem Weg geholfen?

Die Zeit der Promotion auf aus vielerlei Hinsicht meinem Weg geholfen. Durch die Arbeit an der Dissertation habe ich viel besser gelernt mich zu strukturieren, eigene Zeitpläne mit Zielen aufzustellen und diese dann auch umzusetzen. Ferner konnte ich an einem Schreibseminar des Instituts für Zeitgeschichte München teilnehmen. Das war für mich sehr wichtig, weil ich dadurch in den Schreibprozess hineingekommen bin. Die im Workshop ausgeteilten Stilregeln für gutes wissenschaftliches Schreiben hängen heute noch an der Pinnwand über meinen Schreibtisch. Schließlich hat mir die Phase der Promotion, zu der auch die Teilnahme an Tagungen gehört, dabei geholfen herauszufinden, wer ich als Wissenschaftlerin sein will.

Sie haben über die Geschichte der Frauenbewegung in Leipzig zwischen 1980 und 2000 promoviert.* Würden Sie das Thema heute noch einmal so wählen?

Ja und nein. Ja, weil die Geschichte frauenbewegten Engagements in der DDR so spannend ist und dringend weiter erforscht werden muss. Nein, weil ich diesmal eine deutsch-deutsche Betrachtung vornehmen würde. Es gab ja seitens der DDR-Frauen durchaus eine Rezeption der neuen Frauenbewegung in Westdeutschland. Aber wie war es umgekehrt? Und wie hingen die beiden Bewegungen, die in zwei völlig unterschiedlichen Systemen stattfanden, miteinander zusammen?

Was ist Ihnen aus Ihrer Zeit als Stipendiatin bei der Bundesstiftung Aufarbeitung besonders in Erinnerung geblieben?

Mir sind insbesondere die Doktorand:innenkolloquien während der Geschichtsmesse in Erinnerung geblieben. Es war stets ein sehr kollegialer Austausch und für jedes Projekt wurde sich ausreichend Zeit genommen. Auch hatten die Mitarbeiter:innen der Stiftung für die Stipendiat:innen ein offenes Ohr und haben einem bei bestimmten Dingen beraten.

Welchen Ratschlag würden Sie jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auf Ihrem Weg zur Promotion geben?

Sucht euch ein Thema, das euch Spaß macht und nicht was gerade trendig ist. Nutzt die vorhandenen Angebote und Strukturen, die euch in der Promotionsphase helfen, z. B. Schreibworkshops, oder regelmäßige Kolloquien. Knüpft Netzwerke mit Promovierenden und unterstützt euch gegenseitig. Ich hatte das große Glück über eine Stipendiatin der Stiftung Aufarbeitung  an Treffen eines sogenannten „Damenkolloquiums“ teilzunehmen. Dort haben sich Frauen untereinander über Fragen und den Stand ihrer Qualifikationsarbeiten ausgetauscht. Mit einigen dieser „Damen“ bin ich heute noch befreundet.

* Die Arbeit ist 2020 unter dem Titel „Frauenbewegung in Ostdeutschland. Aufbruch, Revolte und Transformation in Leipzig 1980–2000“ im Mitteldeutschen Verlag erschienen.