Wolf Biermann mit einer Gitarre
© Bundesstiftung Aufarbeitung, Klaus Mehner, Bild: 73_0731

Hamburg im August 1986. Auf dem 49. Kongress der internationalen Schriftstellervereinigung PEN (Poets Essayists Novelists) griff der in der DDR gleichermaßen populäre wie verhasste Liedermacher Wolf Biermann den langjährigen PEN-Präsidenten der DDR-Sektion, Heinz Kamnitzer, angesichts des Umgangs mit unbequemen Autoren in Ostdeutschland harsch an. Gleichwohl bezeichnete er ihn als „seinen“ Präsidenten. Und tatsächlich: Zehn Jahre nach seiner Zwangsausbürgerung aus der DDR war Biermann noch immer Mitglied des ostdeutschen PEN-Zentrums. Niemand hatte seit Biermanns Ausweisung den Antrag auf Streichung seines Namens aus der Mitgliederliste gestellt – weder die Mitglieder des PEN-Zentrums DDR noch Biermann selber. Dabei hatte es seit seiner umstrittenen Zuwahl im Jahr 1965 immer wieder Versuche gegeben, den notorischen Kritiker aus dem PEN zu verbannen. Die Initiativen dazu kamen zunächst vor allem von den Funktionären der Abteilung Kultur beim Zentralkomitee (ZK) der SED. Sie fürchteten eine negative Einflussnahme auf die Mitglieder der PEN-Sektion in der DDR, deren umfassende Anleitung und Kontrolle seit Beginn der sechziger Jahre verstärkt angestrebt worden war. Durch konsequente politische Instruktion und gezielte Steuerung der Mitgliederstruktur sollte jenes deutsche PEN-Zentrum, dem in der Mehrzahl DDR-Autoren angehörten, für die (außen-)politischen Ziele des SED-Regimes instrumentalisiert werden.

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Das ostdeutsche P.E.N.-Zentrum 1951 bis 1998. Ein Werkzeug der Diktatur?