Biographische Angaben aus dem Handbuch "Wer war wer in der DDR?":

Geb. in Essen-Schonnebeck; Vater Bergarb.; Volksschule in Essen; 1912 – 15 Ziegeleiarb., dann Bergarb. in Essen-Stoppenberg (Ruhr); 1912 SPD; 1915 – 18 Militärdienst; 1919 erneut Bergarbeiter in Stoppenberg; Jan. 1919 USPD; Angeh. der »Roten Ruhrarmee«; 1920 Übertritt zur KAPD, für die er die Kasse
des Straßenbahndepots in Essen-Schonnebeck überfiel, woraufhin er 1920 zu 18 Mon. Zuchthaus verurteilt wurde; Haft in Münster u. im Außenkommando Königsmoor (Oldenburg); anschl. Bauarb. in Essen u. Zimmermann in Jena; dort Mitgl. der Proletar. Hundertschaften; März 1923 im Ruhrgeb.; 1923 KPD; Ltr. der proletar. Hundertschaften im Ruhrgeb.; Febr. 1924 wegen »Waffen- u. Sprengstoffbesitzes« verhaftet u. zu 16 Mon. Gefängnis verurteilt; Haft im Gefängnis Bielefeld; 1925 – 30 mit Unterbrechungen Bau-, Straßen- u. Druckereiarb. in Essen; ab 1925 Ltr. des RFB Stoppenberg; 1926/27 Kassierer des RFB Essen; 1928 Pol.-Ltr. der KPD Stoppenberg; Mitarb. der Org.-Abt. u. Mitgl. der KPD-BL Ruhr; Nov. 1929 – Juli 1930 zus. mit  Hermann Dünow u. Paul Gräf Teiln. des ersten neu eingerichteten Speziallehrgangs an der M-Schule der KI bei Moskau (»Karl Schwarzmann«); 1930 Mitarb. des AM-Apparates der KPD-BL Ruhr, dort Waffen-, dann Betriebsmann (»Anton Franz«); 1932 Ltr. der BB-Gruppe des M-Apparates in den Krupp-Werken Essen; Nov. 1932 – 35 erneut Besuch der M-Schule bei Moskau; dort Lehrer für Waffen-, Spreng- u. Brandstoffe; anschl. in der Kurierabt. der Abt. Internat. Verbindungen (OMS) der KI in Moskau tätig; Juli 1936 – Mai 1937 Einsatz in Spanien (als Österreicher »Hans Laber«), Capitán (Hptm.) in der XIV. Internat. Brigade, Batterie-Kdr.; Organisator u. Lehrer einer Partisanenschule; anschl. in der UdSSR nachrichtendienstl. Ausbildung an der »Radioschule« der GRU bei Moskau; Aug. 1938 Funker von Johann Wenzel (»Rote Kapelle«) in Belgien; Nov. 1938 in Moskau zur Ausbildung an der GRU-Schule; Mai – Okt. 1939 Einsätze in Paris, Brüssel u. der Schweiz; Nov. 1939/40 nach Ungarn zum Aufbau einer Residentur der GRU für Sabotage in der dt. Rüstungsindustrie; 1940 – 42 Aufbau einer Subversionsgr. in der Slowakei; verhaftet u. zeitw. der Gestapo überstellt; 1944 in Bratislava zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, durch slowakische Partisanen befreit; danach Politkommissar einer Partisaneneinheit u. kurzfr. im prov. slowakischen Innenministerium tätig; anschl. Partisan.
Juni 1945 Rückkehr nach Dtl. (Berlin); Mitarb. der Landesreg. von Brandenb.; Juni 1945 – Juli 1946 Personalltr. im Landesforstamt Brandenb.; ab Okt. 1946 Mitarb. der DVdI, Oberregierungsrat in der K 5, einem MfS-Vorläufer; Febr. – Aug. 1949 Mitarb. der HA Politkultur; ab Nov. 1949 zur HV zum Schutz der Volkswirtschaft; Febr. 1950 Übernahme in das MfS; dort Ltr. der Abt. Erfassung u. Statistik; 1951 Ltr. des Sekr. des Min.  Wilhelm Zaisser; ab 1952 Ltr. der PKK im MfS; Dez. 1953 beurlaubt u. entlassen wegen angebl. »Aussagen vor der Gestapo« 1942; ab Mai 1954 Oberst-Ltn. der Grenzpolizei in Pätz (b. Königs Wusterhausen); dort Mitarb. der PKK in der KVP, anschl. Vors. der PKK der Dt. Grenzpolizei; 1956 Hans-Beimler-Medaille; Medaille für Kämpfer gegen den Fasch.; 1956 VVO; stellv. Ltr. der Dienststelle Röbelen/Verw. für patriot. Erziehung der NVA, die Sabotageakte in der Bundesrep. Dtl. vorbereitete; Dez. 1959 Ausscheiden aus dem aktiven Dienst; 1961 Rentner; 1962 nachträgl. Beförderung zum Oberst a. D.; 1965 u. 1970 VVO; 1975 KMO u. Erinnerungsmedaille zum 30. Jahrestag der Befreiung der ČSR; gest. in Berlin.

Publ.
In besonderer Mission. Erinnerungen. In: Köpstein, H. (Hrsg.): Beiderseits der Grenze. Berlin 1965; Wie ich Politkommissar einer slowak. Partisaneneinheit wurde. In: Voßke, H. (Hrsg.): Im Kampf bewährt. Erinnerungen. Berlin 1969.
Sek.-Lit.
Höhne, H.: Kennwort Direktor. Frankfurt (Main) 1970; Kaufmann, B. u. a.: Der Nachrichtendienst der KPD 1919 – 1937. Berlin 1993; Fingerle, S., Gieseke, J.: Partisanen des Kalten Krieges. Berlin 1996; Auerbach, T.: Einsatzgr. an der unsichtbaren Front. Die Sabotagevorber. des MfS gegen die Bundesrep. Berlin 1999.

Biographische Angaben aus dem Handbuch der Deutschen Kommunisten:

Geboren am 19. November 1895 in Essen, Sohn einer Arbeiterfamilie. Berg-, Bau- und Druckereiarbeiter. 1912 Mitglied der SPD, von 1918 bis 1920 der USPD, von 1920 bis 1923 der KAPD. Wegen des Überfalls auf die Kasse des Straßenbahndepots in Essen-Schonnebeck zu 18 Monaten Zuchthaus verurteilt. Ab 1923 Mitglied der KPD, Leiter der Proletarischen Hundertschaften im Ruhrgebiet, wegen Sprengstoffvergehens wurde er zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Er arbeitete ab 1929 in der Orgabteilung der BL Ruhrgebiet. 1929/30 Kursant des ersten Lehrgangs an der M-Schule der Komintern in Moskau. Anschließend Mitarbeiter des AM-Apparats der BL Ruhr. Von 1932 bis 1935 erneut Aufenthalt und militärische Ausbildung in der Sowjetunion, gehörte dann der Kurierabteilung der OMS an. 1936/37 Angehöriger der Internationalen Brigaden in Spanien. Später Einsatz als Funker von Johann Wenzel in Belgien und beim Aufbau von GRU-Residenturen in verschiedenen europäischen Ländern.
Von 1940 bis 1942 leitete er eine Sabotagegruppe in der Slowakei, wurde im Februar 1942 gemeinsam mit Hans Schwarz verhaftet, zeitweilig an die Gestapo in Berlin überstellt, wo er und Schwarz umfangreiche Aussagen machten, die u. a. zur Verhaftung von Johann Wenzel in Belgien und zur Zerschlagung des gesamten Organisationsnetzes der »Roten Kapelle« führten. Fomferra und Schwarz wurden im Januar 1944 vom Bezirksgericht Bratislava wegen Sabotage und Spionage zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt. Aus dem Zuchthaus Ruzomberok befreit, schloß er sich 1944 einer Partisaneneinheit an. 1945 Referent in der Landesverwaltung Brandenburg, ab 1946 in der Deutschen Verwaltung des Innern, später Offizier des MfS, zeitweilig Leiter des Sekretariats von Minister Wilhelm Zaisser. Ab 1952 Vorsitzender der PKK im MfS, im Dezember 1953 wurde Fomferra wegen seiner Aussagen bei der Gestapo 1942 »beurlaubt«. Ab 1954 wieder Offizier der Grenzpolizei und Leiter der PKK. Zuletzt Mitarbeiter einer geheimen Abteilung der NVA, 1959 schied er aus, erhielt 1975 den Karl-Marx-Orden. Heinrich Fomferra starb am 31. Mai 1979 in Ost-Berlin.

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