Cover des Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2021
© METROPOL

 

Schon immer haben Menschen überall leidenschaftlich gespielt. Dies war auch hinter dem Eisernen Vorhang in den Jahrzehnten der europäischen Teilung nicht anders. Die staatliche Spieleproduktion im Ostblock war in unterschiedlichen Ausprägungen ein Instrument der Erziehungsdiktaturen, mit dem der »neue Mensch« geschaffen werden sollte. Zwar konnte die Staatsmacht Spielregeln für ein zweckdienliches Spiel festlegen, die dem Spiel immanenten Fantasieräume vermochte sie aber ebenso wenig zu kontrollieren, wie die Kreativität, die sich in unzähligen selbst entworfenen Spielen widerspiegelte.

Das Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung 2021 widmet sich in 18 Beiträgen den realsozialistischen Erziehungsversuchen und dem Eigensinn der spielenden Bürgerinnen und Bürger. Die Texte geben u.a. Auskunft über Spielkonzeptionen, Spielgemeinschaften, Herstellung und Verbreitung. Sie stellen Gelände-, Karten-, Brettspiele und nicht zuletzt die in den 1980er-Jahren immer populärer werdenden Computerspiele in den Mittelpunkt

Herausgeberinnern und Herausgeber

Juliane Brauer, Maren Röger und Sabine Stach (Gastherausgeberinnen der Ausgabe 2021) sowie Ulrich Mählert u. a. im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung

Wissenschaftlicher Beirat

Thomas Wegener Friis, Stefan Karner, Mark Kramer, Norman LaPorte, Krzysztof Ruchniewicz, Brigitte Studer, Krisztián Ungváry, Alexander Vatlin

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung

Das 1993 von Hermann Weber in Mannheim begründete und seit 2004 im Auftrag der Bundesstiftung Aufarbeitung herausgegebene Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung ist die wichtigste deutschsprachige Plattform der deutschen und internationalen historischen Kommunismusforschung.

Bibliografische Angaben

Metropol Verlag Berlin, 336 Seiten, 56 Abb., 29,00 €, ISSN 0944-629X, ISBN 978-3-86331-590-0

Im METROPOL Verlag erhältlich

Aufsätze
Spielen im Staatssozialismus. Zwischen Sozialdisziplinierung und Vergnügen – Einführung

// von Juliane Brauer, Maren Röger und Sabine Stach

Gesellschaft spielen? Überlegungen zu Kontingenz und Herrschaftspraxis im real existierenden Sozialismus der DDR

// von Thomas Lindenberger

Spielend erziehen. Das sozialistische Spiel in der Pionierorganisation der DDR zwischen Erziehung und Vergnügen

// Juliane Brauer

Das sowjetische Militärsportspiel »Zarnitsa« zwischen staatlichem und kindlichem Interesse

// von Alexandra Evdokimova

Kindergartenlektionen aus Osteuropa. Spiel und Nachahmung in der sozialistischen Tschechoslowakei und der Sowjetunion

// von Cathleen M. Giustino

»Durch das Spiel zum Wissen«. Computerspielzeug als »real existierende Utopie« in der Deutschen Demokratischen Republik

// von Mario Bianchini

Kartonierte Möglichkeitsräume. Welten und Grenzen sozialistischer Brettspiele

// von Maren Röger

Die Spielzeugproduktion in den Kalischer Kunststoffbetrieben im Polen der Nachkriegszeit zwischen Plan- und Marktwirtschaft

// von Daniel Böhme

Skat in der DDR. Zwischen Glücksspiel, Sport und deutscher Einheit

// von Sabine Stach

Spiel und Sport. Skateboarden im sozialistischen Dresden

// von Kai Reinhart

Spielen im Untergrund. Handgefertigte Brettspiele in der späten Sowjetunion

// von Nikita Lomakin

Handgefertigte Gesellschaftsspiele in der DDR. Zwischen Bastlerkultur und politischer Subversion

// von Martin Thiele-Schwez

Deutsch-deutsche Spieleproduktion und -archivierung

// von Christin Lumme

»Tor in eine komplett neue Welt«? Computerspiele(n) in der DDR – eine Annäherung

// von Angela Schwarz

Antikommunismus als Bindeglied. Computerspiel-Piraten auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs am Ende des Kalten Krieges

// von Gleb J. Albert

Subversion hinter dem Schutzschild des Fortschritts. Spielen und Schreiben von Computerspielen in den Computerclubs der kommunistischen Tschechoslowakei

// von Jaroslav Švelch

Die Debatte über den erzieherischen Wert von Computerspielen und die Ideologie des technologischen Fortschritts im sozialistischen Polen

// Patryk Wasiak

Die paradoxen Spiele der Computerspielkulturen in Ost und West

// von Sebastian Möring

Rezension von Eugen Pfister, in: H-Soz-Kult, 7. Februar 2022

Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung